Innovation realisieren
Infektionen und deren Folgeerkrankungen sind nach wie vor für jeden fünften Todesfall weltweit verantwortlich. Dabei stellen neu auftretende und wiederkehrende Krankheitserreger, chronische Infektionen, aber auch zunehmende Resistenzen gegen zugelassene Arzneimittel die Ärzte vor immer neue Herausforderungen. Das Team des CiiM arbeitet an der Vision Infektionspatienten auf die spezifischen Bedürfnisse und Erfordernisse eines jeden Einzelnen angepasst und optimiert zu behandeln. Um dies zu erreichen, widmet sich das CiiM der Erforschung individueller Eigenschaften und deren Einfluss auf die Anfälligkeit für Infektionen bzw. den Behandlungserfolg bei verfügbaren Therapien. Dabei schafft das CiiM durch die Kombination verschiedener Arbeitsbereiche eine neue Interdisziplinarität, welche den erforderlichen systematischen Arbeitsablauf ermöglicht und Innovation verspricht.
Ein modularer und iterativer Workflow
Aus der klinischen Routine heraus werden drängende Fragestellungen aufgegriffen und in die Forschung überführt. Dabei wird der Workflow des CiiM die folgenden Aspekte abdecken und je nach Fragestellung modular und iterativ verknüpfen.
Studienteilnehmer
Hierfür erbitten die in der Klinik beschäftigten CiiM-Ärzte von ihren Patienten mit Infektionen bei Eignung für spezifische CiiM-Studien die Einwilligung zur Teilnahme.
Datenverarbeitung
Die vorhandenen Daten zur Routine-Diagnostik, zum klinischem Verlauf, zur Behandlungsentscheidung und auch zum Outcome werden für die Forschung gesammelt und aufbereitet.
Molekulare Diagnostik
Abhängig von der Studie werden bestimmte Bioproben am CiiM für eine molekulare Diagnostik aufgearbeitet und die Patienten und die auslösenden Krankheitserreger charakterisiert, wobei parallel die (Weiter)Entwicklung der diagnostischen Methoden verfolgt wird.
Datenintegration
Die CiiM-Datenspezialisten verknüpfen diese neue, molekulare Diagnostik mit den vorhandenen klinischen Daten und erstellen mit bioinformatischen Methoden Zusammenhänge.
Datenanalyse
In einem nächsten Schritt werden mit mathematischen Methoden und Simulationen Computermodelle geschaffen, welche z. B. Hinweise auf Biomarker geben oder Zusammenhänge aufzeigen, die eine Einteilung, die sogenannte Stratifizierung, der betroffenen Personen hinsichtlich ihres Risikoprofils oder der empfohlenen Behandlung erlaubt.
Experimentelle Validierung
Die experimentelle Überprüfung dieser computergestützten Hypothesen erfolgt an Modellsystemen, wobei die CiiM-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit HZI, MHH und TWINCORE auch die zugrundeliegenden Mechanismen erforschen.
Stratifizierungskriterien
Nach erfolgreicher experimenteller Bestätigung z. B. eines neu entdeckten Biomarkers setzt das CiiM-Team die Erkenntnisse zügig in neue Kriterien zur Einteilung der Patienten und angepasste Behandlungsempfehlungen um.
Individuelle Behandlung und klinische Validierung
In Zusammenarbeit mit den beteiligten Kliniken validiert das CiiM-Team die in den vorhergegangenen Schritten gewonnenen Erkenntnisse in klinischen Studien. Dabei wird das CiiM-Team für bestimmte Patientengruppen in enger Zusammenarbeit mit der Klinik auch neue Therapiemöglichkeiten erforschen.
Überführung in die Klinik
Die Veröffentlichung der Studienergebnisse durch das CiiM-Team gewährleistet eine Anpassung der Behandlungsempfehlungen und Leitlinien. An der MHH setzen die CiiM-Ärzte diese über das von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) zertifizierte Zentrum für Infektiologie in Fallbesprechungen zielgerichtet um.
Kontakt
Weiterführende Informationen
Prof. Dr. Markus Cornberg erläutert in verschiedenen Zusammenhängen die Vision des CiiM.
Antibiotikakrise: verbesserte Nutzung durch individualisierte Therapie (Visite, NDR, Sept. 2019)